Bleiben, wo ich nie gewesen bin
- Thomas Bloedorn
- 7. Nov. 2023
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Nov. 2023

Ich weiß über ihn nur das, was man so liest. "Lieber Thomas", den Film über sein Leben, hab ich noch nicht mal zu Ende geschaut. Als Dichter aber trat Thomas Brasch sofort in mein Herz. Daher eröffne ich MEINE STORY auch mit meinem Lieblingsgedicht von ihm.
Als ich es entdeckte, steckte ich in tausend "Wo"s, torkelte gerade vorzeitig aus meinem Berufsleben. Ich haderte, durchlitt das Fielmann-Syndrom: Nichts würde ich noch mal genauso machen! Ich bin damals schier an meinem Nägelkauen verblutet. Und dann stellt ein Gedicht alles in Frage, genau wie ich doch auch! Wo bleiben, vier Mal "Wo" in sieben Zeilen. Alles in Frage gestellt, bis dann doch noch eine Bleibe in Sicht kommt: Dort, wo ich noch nie gewesen bin. Plötzlich steigt eine Ahnung auf, keine Richtung, aber es zieht hoch und weiter.
Ernst Bloch definiert in Prinzip Hoffnung an einer Stelle, was Heimat sein könnte: "Kindheit, worin noch niemand war". Brasch, das kanntest du, da bin ich sicher! Darauf spielst du an mit "Bleiben, wo nie gewesen." Wechsle die Räume, aber nicht die Träume. Wenn du nicht weißt, wohin, geh dort hin, wo eine Utopie von dir noch offen ist. Neugierig wie ein Kind, das nicht nach Hause will, sondern ins Leben. Danke, lieber Thomas!
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